Hat ein Lernender Schwierigkeiten beim Erfüllen seiner Bildungsziele, werden die Eltern informiert und integriert. Vorausgesetzt, er ist noch nicht 18 Jahre alt. Dann sieht die Lage anders aus. Die Lernenden sind in der Regel 15 oder 16 Jahre alt, wenn sie ihre Lehre beginnen. In den meisten Fällen läuft alles reibungslos, der Lernende erfüllt die vorgegebenen schulischen wie auch betrieblichen Leistungsziele. Die Eltern sind im Hintergrund und unterschreiben die Bildungsberichte. Ein zusätzlicher Kontakt zwischen Eltern und Betrieb ist somit nicht notwendig. Hat der Lernende jedoch Schwierigkeiten, die vorgegebenen Bildungsziele zu erfüllen, werden die Eltern informiert und in den Prozess integriert. Zumindest, solange er noch nicht 18 ist. Ab jenem Alter sieht es nämlich ganz anders aus.

Wird der Lernende während der Lehre 18, dürfen Berufsbildner die Eltern bei Lernproblemen oder gefährdeter Promotion nicht mehr informieren. Ich habe das selbst schon am eigenen Leibe erfahren müssen. Bis zum 18. Geburtstag des Lernenden stand ich in regelmässigem Kontakt mit den Eltern. Wir tauschten uns aus, diskutierten über die Gründe seiner Lerndefizite und vereinbarten gemeinsam Auflagen und Ziele. Dann wurde er 18 und ich konnte meine Befürchtungen, zum Beispiel über die gefährdete Lehrabschlussprüfung, den Eltern gegenüber nicht mehr kundtun. Auch wenn ich das wollte, ich darf es nicht mehr. Der Lernende ist mit der Volljährigkeit mündig und so pflege ich fortan nur noch den Kontakt mit ihm. Ich versuche, seine Gründe für den Leistungseinbruch zu erfahren. Gemeinsam suchen wir nach geeigneten Lösungen, um ihn erfolgreich durch die Lehre zu bringen. Es ist wichtig, dass ich ihn ernst nehme und ihm meine Unterstützung anbiete.

Das hat aber auch sein Gutes: Durch diesen Prozess wird er gezwungen, zu reflektieren und etwas für sein Leben zu lernen. Seine Volljährigkeit zwingt ihn dazu, Verantwortung für sich und seine Zukunft zu übernehmen. Es muss sein Wunsch und Ziel sein, den Lehrabschluss zu schaffen. Besteht er, kann er stolz sein, dass er es gepackt hat und in der Lage war, auch in schwierigen Situationen dran zu bleiben. Wünscht der Lernende aber nach wie vor die Unterstützung seiner Eltern während des Lernprozesses, muss er sie selbst informieren und für Gespräche einladen. Ob 18 oder jünger: Diese Türe steht den Eltern immer offen.

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